Verkehrswende im Zentrum

Presseerklärung vom 18.2.2020

Engagement für die Umwelt hat in Augsburg nicht erst mit den Fridays for Future begonnen. Bereits in den 80er Jahren haben sich Umweltschutzverbände wie der Bund Naturschutz, Verbände für umweltfreundlichen Verkehr wie der ADFC und der VCD sowie Stadtteilinitiativen im Forum Augsburg lebenswert zusammengeschlossen um dem Umweltverbund im Verkehr Vorrang vor dem motorisierten Individualverkehr zu geben.

„Leider ging die Entwicklung der vergangenen Jahre in die gegenteilige Richtung. Mehr Autoverkehr und damit schlechtere Luft und mehr Lärm“ beklagt der Vorsitzende Franz Gabler. Ein Grund, sich im Vorfeld der Kommunalwahlen 2020 Gedanken zu machen, wie der Verein zu einer wirklichen Verkehrswende beitragen kann. „Für die Grundrichtung, eine andere Priorität in der Verkehrsplanung zu fordern fand sich schnell ein Konsens“, freut sich Gabler, „künftig soll der Fußverkehr an erster Stelle stehen, dann der Radverkehr, dann der ÖPNV und zuletzt das Auto.“ Das bedeutet keine Verteufelung des motorisierten Individualverkehrs, aber eine Reduktion auf das sinnvolle und verträgliche Maß.
Um die Stadtgesellschaft für den Umwandlungsprozess einer echten Verkehrswende zu begeistern suchten die Aktiven des Forums Augsburg lebenswert nach einer Stelle, an der sich besonders gut zeigen lässt, welche Möglichkeiten die Wegnahme von Autospuren eröffnet. Die Suche währte nicht lange. „Ich möchte mir nicht vorstellen, dass das renovierte Staatstheater weiter hinter einer Blechlawine verschwindet. Dass weiter eine autobahnähnliche Schneise den historischen Kern unserer Stadt durchschneidet“ nennt Jens Wunderwald, zweiter Vorsitzender, Gründe für die Wahl: die Karlstraße.

„Wir wollten sicher sein, dass unsere Forderungen durchgängig umsetzbar sind und die neue Verteilung des Straßenraums gemeinsam entwickeln.“ fügt Jörg Schiffler Vorsitzender der ANA hinzu. „Die Karlstraße ist wichtig, aber nur ein Teil der gesamten Ost-West-Achse vom Jakobertor zum Bahnhof. Nach der Veränderung der Nord-Süd-Achse mit dem Königsplatz steht die weitere Umsetzung des Ideenwettbewerbs an, der auch für die Ost-West-Achse eine Stärkung des umweltfreundlichen Verkehrs vorsieht.“.
„Der Bahnhofstunnel hat bereits einen Abzweiger für eine Straßenbahn in Richtung Frölichstraße“ stellt Christian Ohlenroth, Vorsitzender des VCD Augsburg fest. „Hier können mit einer zusätzlichen Straßenbahnlinie dringend benötigte Kapazitäten für den ÖPNV geschaffen werden und Lechhausen bekommt endlich eine Direktverbindung zum Hauptbahnhof. Auch im Hinblick auf etwaige Sperrungen ist eine zweite Ost-West-Verbindung sinnvoll.“

„Auch wir im ADFC wissen, dass wir verschiedene Träger umweltfreundlicher Mobilität brauchen.“ ergänzt Vorstandsmitglied Martin Wohlauer. „Mir kam es vor allem darauf an, auf dieser Strecke eine einheitliche und trotzdem attraktivere Regelung für den Radverkehr zu finden. Die Platzverhältnisse lassen keine andere Lösung zu, als den Radverkehr auf die Fahrbahn zu legen. Dies wiederum erfordert zwingend Tempo 30. Nach Forschungen über Verkehrssicherheit sowieso die beste Lösung“.

„Dieses Projekt bringt mehr Grün in die Stadt“, eine Forderung des Bund Naturschutz, für den sich Irene Kuhn beteiligt. „das Rasengleis in der Karlstraße und die üppige Baumpflanzung in der Volkhartstraße setzen die richtigen Akzente. Sieht gut aus und senkt die Temperatur im Sommer“.
Seit der Pressekonferenz im Oktober 2019 haben die Macher das Projekt fast allen Stadtratsfraktionen vorgestellt. Es hat viele Parteien so begeistert, dass sie den Plan in ihr Programm zur Kommunalwahl aufgenommen haben. Einzig ein Bedenken trübt die Begeisterung: Bricht der motorisierte Individualverkehr zusammen, wenn diese Durchgangsachse weniger Spuren behält? Das Forum Augsburg lebenswert hat dazu eine klare Linie: das Projekt schafft ja neue Kapazitäten für eine umweltfreundliche Mobilität. Damit bracht es keine „Tangente“ oder andere neue Autostraßen, die doch nur neuen umweltschädlichen Verkehr produzieren.